© Max Kropitz

"Die Aufgabenstellung war einzigartig. Einerseits galt es, bei der Planung radikal aus Kinderperspektive zu denken, andererseits einem ernstgemeinten Kunstbegriff entsprechenden Raum zu bieten.“
Michael Salvi, Partner bei Schenker Salvi Weber Architekten

Im Zuge der Generalplanersuche hat in einem EU-weiten offenen Realisierungswettbewerb mit anschließendem Verhandlungsverfahren das Wiener Architekturbüro Schenker Salvi Weber 2020 gegen 42 Einreichungen gewonnen.

Die künstlerische Leitung und der Kinderbeirat waren von Anfang an in den Planungsprozess der Architekten involviert. Die räumliche Struktur des Hauses soll offene und mitgestalterische Prozesse sowie die freie Entfaltung der unterschiedlichen Persönlichkeiten des jungen Publikums ermöglichen. 

Das viergeschossige Gebäude mit zusätzlichem Untergeschoss hat eine Gesamtfläche von ca. 2.600 m². Das Erdgeschoss bietet einen installativ gestalteten Bereich für Kinder bis 5 Jahre, das Foyer mit Kassa und Shop sowie ein Café. Im ersten Stock lädt der über 400 m² große Ausstellungsraum zu verschiedenen Betrachtungsweisen ein. Für co-kreative Prozesse und künstlerisches Arbeiten, inspiriert von den Themen der Ausstellungen, bietet das Haus im 2. OG ein eigenes Stockwerk mit großzügigen Werkstätten. Im 3. OG lädt die Präsenzbibliothek mit ausgewählten Kinder- und Jugendbüchern ein, sich zurückzuziehen. Ebenfalls im 3. OG befinden sich die Büros. 

Raum-Programm

Raumprogramm KinderKunstLabor | © Manuel Radde

Das Gebäude

Das KinderKunstLabor ist ein dreieckiges Haus aus Holz und Beton mit vier Stockwerken im Altoonapark. Diese neue Institution zwischen Altstadt und Kulturbezirk/Regierungsviertel hat das Wiener Architekturbüro „Schenker Salvi Weber ZT GmbH“ entworfen. Vom nachwachsenden Baustoff Holz über die Erhaltung des Baumbestands bis zur insekten- und vogelfreundlichen Planung der Beleuchtung haben die Architekten darauf geachtet, den ökologischen Fußabdruck klein zu halten und die Natur zu schützen. Das gesamte Gebäude ist so gestaltet, dass Kinder sich drinnen und draußen frei bewegen und spielen können. Der Bau des Gebäudes begann Ende 2022. 

Willkommensbereich und Spielen im Erdgeschoss

Das Erdgeschoss bietet reichlich Raum, um anzukommen, durchzuatmen, zu schauen und sich hinzusetzen. Ein großer Bereich lädt zum Spielen ein. Der mit Mitwirkenden der Kunstideenwerkstatt ausgewählte international renommierte Architekt Jakub Szczęsny konzipierte dafür eine weitläufige ästhetische Raumlandschaft. Impulse dafür sind Kinderzeichnungen zu Lieblingsspielplätzen aus den Kinderbeiratsgruppen zu verdanken. Kinder im Vorschulalter können gemeinsam mit ihren Eltern und Großeltern interaktive Gestaltungsareale aus organischen Erhebungen und textilen Elementen erleben. In einem Ladenbereich davor können Kinderbücher und Kinderspielwaren vom Kreisel bis zum Steckenpferd entdeckt werden. Designer:innen und Kinder entwerfen sie und stellen sie her. Vieles davon wird aus Naturmaterialien wie Holz, Wachs, Filz und Steinen oder aus Papier erzeugt, das Kinder in den Laboren selbst schöpfen.

Ausstellungen und Präsentationen im ersten Stock

Ein geräumiger Aufzug sowie eine breite Treppe mit Sitzstufen und Kissen zum Ausruhen führen in den ersten Stock. Die großzügig gestaltete Treppe ist gleichzeitig selbst Mittel, um das Gebäude zu erfahren und zu entdecken. Über ihre reine Funktionalität hinaus ist sie ein Ort des „Dazwischen“, der zum Verweilen einlädt und damit einen bewussten Übergang zum Ausstellungsraum schafft. Dort zeigen Künstler:innen ihre Arbeiten, die sie auch im Austausch mit Kindern entwickelt haben und in Zukunft noch entwickeln werden. Die über 400 Quadratmeter großen Ausstellungsräume laden zu verschiedenen Betrachtungsweisen ein. Im Liegen, Hüpfen, Laufen oder von oben können Besucher:innen die Kunstwerke erleben, untersuchen, mit allen Sinnen wahrnehmen und kommentieren. Der große Ausstellungsraum bietet auch die Möglichkeit für punktuelle musikalische und literarische Live-Veranstaltungen.

Die Labore im zweiten Stock

Für künstlerische Workshops und Projekte gibt es zwei große atelierartige Labore. Kinder, aber auch Erwachsene können hier mit Künstler:innen und Kunstvermittler:innen ihren Erfindungsreichtum und ihre Vorstellungskraft umsetzen. Inspiriert vom in der Ausstellung Gesehenen und Erlebten können sie in den Laboren Neues entwickeln. Dabei gibt es keine vordefinierten Ziele – das Tun als schöpferischer freier Akt steht im Mittelpunkt: Alles ist möglich.

Die Labore grenzen an eine großräumige zweigeschossige Terrasse, die – sicher geschützt – den Blick in den Park freigibt. So können im Sommer viele Workshops und Projekte draußen an der frischen Luft durchgeführt werden. Ein Teilbereich der Terrasse ist mit Toshis Gabe おくリもの, einer Installation der international renommierten Künstlerin Toshiko Horiuchi MacAdam, gestaltet, die sich sechs Meter hoch, neun Meter breit und fünf Meter lang über zwei Stockwerke zieht. Es handelt sich dabei um ein großes Netz zum Klettern, das sich wie ein Labyrinth in die Architektur einfügt. Das Netz ist so gestaltet, dass es eine herausfordernde Spielumgebung bietet, in der Kinder das Risiko selbst einschätzen können. Diese Installation ist vom Erdgeschoss aus mit dem Aufzug direkt erreichbar. Die Kinder aus der Kunstideenwerkstatt haben dabei geholfen, die Künstlerin auszuwählen.

Die Kinderbibliothek im dritten Stock

Im dritten Stock werden Kinder- und Jugendbücher präsentiert. Hier können sich Besucher:innen zum Lesen und Ausruhen zurückziehen. Orientiert an den Themen der Projekte und Ausstellungen des KinderKunstLabor werden in der Präsenzbibliothek aktuelle Publikationen gezeigt und vermittelt. Lese-, Illustrations- und Filmangebote mit Autor:innen und Illustrator:innen ergänzen das Programm.

Das Café

Zurück ins Erdgeschoss: Jene, die die Kinder begleiten, sowie andere interessierte Erwachsene werden sich in die Kunst vertiefen, selbst schöpferisch arbeiten oder im Café oder Park eine Pause machen können. Auf Hungrige und Durstige warten im Café Getränke und Speisen – vegan, vegetarisch, regional und in Bioqualität. Wenn es warm genug ist, bietet die Terrasse weitere Sitzgelegenheiten mit Blick in den Altoonapark mit seinen Spielflächen und Kunstwerken.

Der Altoonapark

Der Altoonapark ist mit dem KinderKunstLabor ein sinnlich erfahrbarer Kunst-, Bewegungs- und Erlebnisort. Eine bisher wenig genutzte Grünfläche ist nun ein neuer Ort für Kinder und Jugendliche, Erwachsene, Familien, Anrainer:innen und Gäste. Den rund 6200 m² großen Park – benannt ist er nach Altoona in Pennsylvania, einer Partnerstadt St. Pöltens – gestalten Künstler:innen, Landschaftsplaner:innen und Designer:innen gemeinsam mit Kindern und Anwohner:innen für unterschiedliche Stimmungen, Interessen und Bedürfnisse. In einer besonderen Mischung aus Kunst und Spiel gibt es naturnahe Entdeckungsmöglichkeiten: Plätze zum Verstecken, Möglichkeiten, mit Wasser und Sand zu spielen und vieles mehr. Dauerhaft installierte, interaktiv zugängliche „Hands-on“-Skulpturen erweitern den Außenraum. Designer:innen und Künstler:innen haben sie gemeinsam mit Kindern entwickelt und umgesetzt. Die Objekte können berührt, erklettert oder durchkrochen werden, schaffen neue Wahrnehmungen oder Perspektiven und sensibilisieren für die Natur und die Umgebung des KinderKunstLabor.

Zwei in Kooperation mit Kunst im öffentlichen Raum Niederösterreich (KOERNOE) entstandene  Kunstwerke werden dauerhaft im Park installiert. KOERNOE und das KinderKunstLabor kooperierten erstmals im Rahmen eines neu entwickelten Verfahrens zur Auswahl dieser Werke. Die Kinder der Kinderbeiratsklassen der Otto Glöckel Volksschule und der Sportmittelschule St. Pölten sowie die Teilnehmer:innen der Kunstideenwerkstatt des KinderKunstLabor waren dabei nicht nur aktiv in den Auswahlprozess eingebunden. Vielmehr bildeten jeweils drei Schüler:innen beider Schulen gemeinsam mit dem Gutachter:innen-Gremium von KOERNOE und Vertreter:innen des KinderKunstLabor die Jury. Die Gewinnerinnen des Wettbewerbs sind die Künstlerinnen Christine und Irene Hohenbüchler sowie Andrea Maurer.

Bäume des Altoonaparks sind existenziell, sie erzeugen ein angenehmes Mikroklima und bereichern das Erleben im Park. Daher wird der Baumbestand weitestgehend erhalten und durch Neupflanzungen ergänzt. Insgesamt umfasst dieser circa 60 Bäume. Der zentrale Parkbereich ist von offenen Wiesen geprägt. Wenn alles fertig ist, öffnet ein neues Wegesystem den Park und schafft Bezüge zur Umgebung wie der Sportmittelschule St. Pölten im Süden, der Wohnbebauung im Norden, Osten und Westen sowie dem Kulturbezirk mit Festspielhaus St. Pölten und Museum NÖ im Südosten.

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